Es war eine ganz normale Alarmierung über Funkwecker und Sirene, Objekt Seeburg. „Na klar kennen wir die…, von der letzten Alarmierung bei der es um eine verbrauchte Batterie in einem deshalb gelegentlich pfeifenden Feuermelder ging. Nach 10 Minuten alles erledigt…“ So die Aussage an diesem Abend, dem 8. April 2024, es ist schwül warm.
Diesmal ist es doch ein bissal anders. Wir bekommen für den Funk eine Sondergruppe übermittelt; die Kollegen der Ammerlander Feuerwehr, die wir nach Einsatzplan bei dem Objekt immer unterstützen, haben auf unserem Handy angerufen (woher habe die unsere Nummer plötzlich ?) „…hallo Kollegen, geht auf SoG_7_WM über Kurzwahl 3007, klar…?“ „Klar, wird gemacht 3007“, selbst am Handy wird gesprochen wie am Feuerwehrfunk.
Bei der Anfahrt greift der Gruppenführer in die Mittelkonsole und vergewissert sich im Einsatzplan zu der Seeburg: Allmannshausen 42 fährt direkt zur Burg hinauf, muss also als erstes aus dem Feuerwehrhaus, gefolgt von 46, dem kleineren aber umso flinkerem TSF-W, das an der Seestraße in einer Burg-eigenen Parkbucht einparkt um die Wasserversorgung für die 2 Trocken-Steigleitungen aufzubauen. Dazu wird das Geländer ausgehängt und beiseite geschafft, die sauschwere TS aus dem Fahrzeug mit 4 Mann zum See getragen, die 4 teilige Saugleitung angekuppelt und im See versenkt. Parallel dazu baut die Restmannschaft Verkehrsleitkegel mit Blitzlicht und zwei Schlauchbrücken auf, um die B- Förderleitung vom See über die Straße zu führen und für den Autoverkehr überfahrbar zu machen.
An der Burg selber dringen dichte Rauchwolken aus dem westlichen Kellertrakt, als die Eingangstür dieses Bereiches geöffnet wird.
Langsam lässt sich die Gesamtlage erkennen: Die BMZ-Melder das Kellerbereiches haben ausgelöst. Gleichzeitig wurde festgestellt das 3 Personen vermisst werden, die im Keller ausgeholfen und sich beim Alarm am Sammelplatz nicht eingefunden haben.
Zusammen mit den Ammerlander Kameraden die die Einsatzleitung übernehmen (es übernimmt immer die Ortsfeuerwehr die Leitung, die Seeburg gehört zu Ammerland, Bereich Bad Tölz-Oberland) hat der Atemschutz beider Wehren die Absuche des Kellerbereiches begonnen und die Tür zum Keller geöffnet- deshalb der plötzliche gewaltige Rauchwaden der sich langsam den Hang herunter wälzt, Richtung See.
Auch die Wasserwacht, mit ihren komplett ausgebildeten Sanitätern, bauen zeitgleich eine Betreuungsstelle für eventuelle Verletzte auf, um schnell reagieren zu können.
ca. 20 Minuten nach dem Alarm, 10 Minuten nach Eintreffen der Wehren am Objekt, steht die Wasserversorgung um den Atemschutztrupps bei deren Innenangriff eine Sicherung zu gewährleisten. Weitere B- und C Strahlrohre sind aussen positioniert und feuern anfangs mit voller Ladung bis klar wird das ausser dem Kellertrakt keine weitere Brandgefährdung vorliegt. Die Leistung wird zurückgenommen. Dies geht besonders effektiv mit den neuen einstellbaren Hohlstrahlrohren die stufenlos zwischen Vollstrahl und Sprühstrahl aber auch beim Volumenstrom eingestellt werden können. Ein modernes Einsatzmittel um Wasserschäden von vornherein quasi auszuschließen.
In der Burg durchsuchen die Atemschutztrupps den verrauchten Bereich, wahrscheinlich durch eine Verpuffung hervorgerufen, und entdecken in einer kleinen rauchfreien Kammer nahe am Ausgang 2 Personen die vor den Flammen und dem Rauch hier Zuflucht gefunden haben. Sie sind unverletzt und können mit Fluchthauben relativ einfach gerettet werden.
Die dritte Person wird auch bald gefunden, sie muss mittels Trage geborgen werden da Verdacht auf eine Fußfraktur besteht. Sie alle werden der Sanitätsstation der Wasserwacht übergeben. Die Sanitäter führen Nachbehandlungen und Kreislaufuntersuchungen durch, um auf jeden Fall zu verhindern, dass ein möglicher Schockzustand bei ansonsten unverletzten Personen auftritt. Die Fraktur stellt sich dann dort als unkritisch heraus.
Die Rauchentwicklung konnte abgestellt und ein Druckentlüfter zum Entrauchen der Kellerräume wurde installiert der seine Wirkung zeigt.
Die Einsatzleitung erteilt Befehle wie „Wasser halt“ und „Rückbau“, dem nachgekommen wird.
Wir ziehen uns nach dem Rückbau zum Sammelplatz zurück, da entdecken wir noch zwei große Glutnester die unter Sauerstoffzugabe stark lodern. Beim Näherkommen wird alles langsam ein klares Bild: Die Glutnester sind in Metallschalen gefangen und von Gitterrosten bedeckt – zwei Holzkohlegrills die gerade die Brotzeithalsgrad und Bratwürschte grillen.
Es zeichnet sich das Ende einer sehr gelungenen und gut vorbereiteten Übung ab. Der Objekt-Gastgeber, die WDL Seeburg, hat es sich nicht nehmen lassen, die Grill-Brotzeit mit Getränkeversorgung komplett selbst zu übernehmen.
Die Zusammenarbeit zwischen uns und den Ammerlander Kollegen zusammen mit der Wasserwacht war ausgesprochen positiv gut. Das war auch in der sehr offen geführten Schlussbesprechung (lesson learned) sofort zu spüren. Es hat sich somit final sehr bewährt, dass die Gruppenführer in einer eigenen Gruppenführerbesprechung die Objektübung eigens vorbereitet haben, da es doch darum geht landkreisübergreifend zu agieren. Angefangen von den unterschiedlichen Leitstellen, FFB und Oberland über die unterschiedlichen Funkkanälen bis zum Übungstermin der bei Ammerland immer Mittwochs, bei uns Montags ist.
Daher waren auch die Handynummern bekannt.
Ja und das „gefährliche“ Grillfeuer ging langsam und kontrolliert aus, in einer Gruppe begeisterter und zufriedener Feuerwehler, alle mit einer Grillsemmel in der Hand. Da hörte man „….gemeinsam sollten wir öfter üben…“
Vielen Dank an allen Feuerwehrkräften, der Wasserwacht, Helfern, Organisatoren, Statisten, dem WDL für Objekt und Brotzeit und den beiden Leitstellen die nach anfänglichem Zögern sich dann doch auch für eine Übung mit BMZ zusammengeschaltet haben, landkreisübergreifend.
Gute Voraussetzugen für weitere Feuerwehrarbeit!
Christoph Becker